Ein Kommentar zur Suche nach den Verantwortlichen der Loveparade – Katastrophe und dem medialen Einheitsbrei im Vorfeld.
Fünf Tage ist die Katastrophe auf der Loveparade alt. Langsam weicht der Trauer über das Geschehene die Wut. Die Suche nach den Schuldigen hat begonnen. Die Justiz ermittelt.
Doch in der Öffentlichkeit scheint die Suche bereits beendet. Duisburgs OB Sauerland wird als ultimativer Schuldiger präsentiert. Zahlreiche Zeitungen schrieben Kommentare. Parteipolitiker legen sich ins Zeug. Der Tenor ist gleich: Der OB muss seinen Stuhl räumen.
Die Forderung mag berechtigt sein, doch sie ist verkürzt. Sie greift das Problem nicht an der Wurzel.
Da ist ein Veranstalter, der zusammen mit der Stadt Duisburg kein ausreichendes Sicherheitskonzept entworfen hat. Für den die Sicherheit seiner Gäste nicht oberste Priorität hatte. Da ist die Polizei, die zu spät und nicht ausreichend reagiert hat. Und zu guter Letzt die Medien. Was haben sie getrommelt. Bis zum Schluss für das große Highlight der Kulturhauptstadt. Jede Werbeagentur hätte ihre Freude daran gehabt. Kritische Stimmen konnten sich kaum artikulieren. Stattdessen sorgte sich die „WAZ“ sogar um das Ansehen des Ruhrgebiets, sollte die Loveparade 2010 ausfallen.
Doch der Journalismus wurde nicht geschaffen, um sich Sorgen um eine Marke, ein Label zu machen. Medien haben eine Aufgabe: Sie sollen Sachverhalte kritisch beleuchten. Das Geschacher der Macher reflektieren. Für alles andere gibt es PR – Agenturen.
Wohin ein medialer Einheitsbrei führen kann, hat die Tragödie vom Samstag auf traurige Weise gezeigt. Eine Gefahr für uns alle, für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender müssen in ihrer Berichterstattung wieder kritischer werden. Gerade dann, wenn ein Event auf den ersten Blick einen positiven Eindruck vermittelt.
Es bleibt zu hoffen, dass die Medien am Ende nicht den ultimativen Schuldigen präsentieren. Denn den gibt es nicht. Die Welt ist nicht schwarz und weiß. Ihrer eigenen Verantwortung müssen sich alle Beteiligten stellen: Stadt, Veranstalter, Polizei und gerade auch die Medien.